Montag, 19. November 2007

Klon-Pionier und "Dolly-Vater" Ian Wilmut distanziert sich von embryonalen Stammzellen und Klonen!

Pressemitteilung
Berlin, 19. November 2007

Wilmuts Abkehr von Klonen und embryonalen Stammzellen ist Signal für
deutsche Stammzelldebatte

Anlässlich der Distanzierung des Klon-Pioniers und "Dolly-Vaters" Ian
Wilmut von embryonalen Stammzellen und Klonen erklärt der
CDU-Bundestags-Abgeordnete und für Bioethik zuständige Berichterstatter
der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hubert
Hüppe, MdB:
Die Chancen einer Lockerung des Stammzellgesetzes sind stark gesunken.
Dass der Klon-Pionier Professor Ian Wilmut sich von Klonen und
embryonalen Stammzellen lossagt und zukünftig mit der ethisch
unproblematischen "Umprogrammierung" von Hautzellen zu pluripotenten
Stammzellen arbeiten wird, ist ein harter Rückschlag für die ethisch
umstrittene embryonale Stammzellforschung.
Dies markiert auch einen Wendepunkt in der gegenwärtigen deutschen
Debatte um die von manchen Forschern gewünschte Ausweitung der Forschung
mit menschlichen embryonalen Stammzellen. Um menschliche embryonale
Stammzellen zu gewinnen, müssen menschliche Embryonen getötet werden.
Hingegen werden mit dem Yamanaka-Verfahren, dem sich Wilmut nun
zugewendet hat, ebenso pluripotente Stammzellen gewonnen – allerdings
ohne Embryonenverbrauch. Nach dem Yamanaka-Verfahren "umprogrammierte"
Hautzellen ermöglichen eine breite Grundlagenforschung, auch mit
patientenspezifischen pluripotenten Zellen.
Wilmut hat sich am Wochenende öffentlich vom sogenannten
"therapeutischen Klonen" menschlicher Embryonen zur Gewinnung
embryonaler Stammzellen losgesagt. Gegenüber der BBC sagte Wilmut, seine
Entscheidung sei nicht ethisch begründet, vielmehr halte er das
Yamanaka-Verfahren aus wissenschaftlichen Gründen für wesentlich
aussichtsreicher. Wilmut, der das Schaf "Dolly" geklont hatte, ist
Inhaber einer britischen Lizenz zum Klonen menschlicher Embryonen, von
der er nun keinen Gebrauch mehr machen will.
Professor Shinya Yamanaka aus Kyoto hatte bereits im August 2006 ein im
Tierversuch erfolgreiches Verfahren publiziert, mit dem quasi-embryonale
Stammzellen direkt aus "umprogrammierten" Hautzellen gewonnen werden
(induced pluripotent stem cells – "iPS" cells). Anfang Juni 2007 wurde
das Verfahren von Yamanaka sowie zwei unabhängigen amerikanischen Gruppen
im Tierversuch bestätigt und verbessert. Britischen
Presseberichten zufolge ist nun auch beim Menschen die Gewinnung
pluripotenter Stammzellen aus Hautzellen – ohne Embryonenverbrauch -
gelungen, und mit entsprechenden hochrangigen Publikationen ist in diesen
Tagen zu rechnen. Es ist zu erwarten, dass auch diesmal wieder
amerikanische Forscher unabhängig von Yamanaka diesen Nachweis
publizieren.
Wer jetzt noch zugunsten einer Ausweitung der Forschung mit den
umstrittenen menschlichen embryonalen Stammzellen argumentiert, wird
spätestens dann auf verlorenem Posten stehen, wenn wissenschaftliche
Publikationen vorliegen, die nachweisen, dass menschliche pluripotente
Stammzellen nach dem Yamanaka-Verfahren ohne Embryonenverbrauch ethisch
unbedenklich gewonnen werden können.
Jegliche weitere Debatte über eine vermeitlich notwendige
"Liberalisierung" des deutschen Stammzellgesetzes wäre eine
Scheindiskussion, wenn zum pluripotenten Zustand reprogrammierte
menschliche Hautzellen die Rolle menschlicher embryonaler Stammzellen in
der Grundlagenforschung ersetzen können.
Bereits in der Bundestags-Anhörung zur Stammzellforschung im Mai war
Kritik aufgekommen, dass die DFG - sogar in ihrer im März 2007
überarbeiteten Stellungnahme - die bereits im August 2006 publizierte
Möglichkeit der Gewinnung pluripotenter "iPS"-Zellen nicht einmal erwähnt
hatte.
Die DFG ist aufgefordert, zügig eine aktuelle Stellungnahme zur
Stammzellforschung vorzulegen, die die wissenschaftlichen Erkenntnissse
der letzten 15 Monate aufgreift.
Es erscheint immer unwahrscheinlicher, dass sich jetzt noch eine
parlamentarische Mehrheit für eine Ausweitung der ethisch
problematischen Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen
finden könnte.

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