Montag, 19. November 2007

Klon-Pionier und "Dolly-Vater" Ian Wilmut distanziert sich von embryonalen Stammzellen und Klonen!

Pressemitteilung
Berlin, 19. November 2007

Wilmuts Abkehr von Klonen und embryonalen Stammzellen ist Signal für
deutsche Stammzelldebatte

Anlässlich der Distanzierung des Klon-Pioniers und "Dolly-Vaters" Ian
Wilmut von embryonalen Stammzellen und Klonen erklärt der
CDU-Bundestags-Abgeordnete und für Bioethik zuständige Berichterstatter
der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hubert
Hüppe, MdB:
Die Chancen einer Lockerung des Stammzellgesetzes sind stark gesunken.
Dass der Klon-Pionier Professor Ian Wilmut sich von Klonen und
embryonalen Stammzellen lossagt und zukünftig mit der ethisch
unproblematischen "Umprogrammierung" von Hautzellen zu pluripotenten
Stammzellen arbeiten wird, ist ein harter Rückschlag für die ethisch
umstrittene embryonale Stammzellforschung.
Dies markiert auch einen Wendepunkt in der gegenwärtigen deutschen
Debatte um die von manchen Forschern gewünschte Ausweitung der Forschung
mit menschlichen embryonalen Stammzellen. Um menschliche embryonale
Stammzellen zu gewinnen, müssen menschliche Embryonen getötet werden.
Hingegen werden mit dem Yamanaka-Verfahren, dem sich Wilmut nun
zugewendet hat, ebenso pluripotente Stammzellen gewonnen – allerdings
ohne Embryonenverbrauch. Nach dem Yamanaka-Verfahren "umprogrammierte"
Hautzellen ermöglichen eine breite Grundlagenforschung, auch mit
patientenspezifischen pluripotenten Zellen.
Wilmut hat sich am Wochenende öffentlich vom sogenannten
"therapeutischen Klonen" menschlicher Embryonen zur Gewinnung
embryonaler Stammzellen losgesagt. Gegenüber der BBC sagte Wilmut, seine
Entscheidung sei nicht ethisch begründet, vielmehr halte er das
Yamanaka-Verfahren aus wissenschaftlichen Gründen für wesentlich
aussichtsreicher. Wilmut, der das Schaf "Dolly" geklont hatte, ist
Inhaber einer britischen Lizenz zum Klonen menschlicher Embryonen, von
der er nun keinen Gebrauch mehr machen will.
Professor Shinya Yamanaka aus Kyoto hatte bereits im August 2006 ein im
Tierversuch erfolgreiches Verfahren publiziert, mit dem quasi-embryonale
Stammzellen direkt aus "umprogrammierten" Hautzellen gewonnen werden
(induced pluripotent stem cells – "iPS" cells). Anfang Juni 2007 wurde
das Verfahren von Yamanaka sowie zwei unabhängigen amerikanischen Gruppen
im Tierversuch bestätigt und verbessert. Britischen
Presseberichten zufolge ist nun auch beim Menschen die Gewinnung
pluripotenter Stammzellen aus Hautzellen – ohne Embryonenverbrauch -
gelungen, und mit entsprechenden hochrangigen Publikationen ist in diesen
Tagen zu rechnen. Es ist zu erwarten, dass auch diesmal wieder
amerikanische Forscher unabhängig von Yamanaka diesen Nachweis
publizieren.
Wer jetzt noch zugunsten einer Ausweitung der Forschung mit den
umstrittenen menschlichen embryonalen Stammzellen argumentiert, wird
spätestens dann auf verlorenem Posten stehen, wenn wissenschaftliche
Publikationen vorliegen, die nachweisen, dass menschliche pluripotente
Stammzellen nach dem Yamanaka-Verfahren ohne Embryonenverbrauch ethisch
unbedenklich gewonnen werden können.
Jegliche weitere Debatte über eine vermeitlich notwendige
"Liberalisierung" des deutschen Stammzellgesetzes wäre eine
Scheindiskussion, wenn zum pluripotenten Zustand reprogrammierte
menschliche Hautzellen die Rolle menschlicher embryonaler Stammzellen in
der Grundlagenforschung ersetzen können.
Bereits in der Bundestags-Anhörung zur Stammzellforschung im Mai war
Kritik aufgekommen, dass die DFG - sogar in ihrer im März 2007
überarbeiteten Stellungnahme - die bereits im August 2006 publizierte
Möglichkeit der Gewinnung pluripotenter "iPS"-Zellen nicht einmal erwähnt
hatte.
Die DFG ist aufgefordert, zügig eine aktuelle Stellungnahme zur
Stammzellforschung vorzulegen, die die wissenschaftlichen Erkenntnissse
der letzten 15 Monate aufgreift.
Es erscheint immer unwahrscheinlicher, dass sich jetzt noch eine
parlamentarische Mehrheit für eine Ausweitung der ethisch
problematischen Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen
finden könnte.

Dienstag, 13. November 2007

Durchschnittliche Ehedauer 40 Jahre

Ich verstehe zwar diese statistischen Methoden immer noch nicht ganz, aber die Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit sich wieder scheiden zu lassen bei der Eheschließung über 50% beträgt, stimmt also hoffentlich doch nicht...

APA0247 2007-11-07/11:29
071129 Nov 07

Utl.: Durchschnittliche Dauer 40 Jahre - "Statistiken zeichnen ein
verzerrtes Bild" - Ehe- und Familienberater analysierte Daten
neu =

Linz (APA) - Die Ehe ist dauerhafter als ihr Ruf. Sie währt im Durchschnitt rund 40 Jahre und nicht - wie vielfach berichtet - zehn. Zu diesem Schluss kommt der Leiter der Abteilung Ehe und Familie im Linzer Pastoralamt, Rolf Sauer, in der aktuellen Ausgabe der "Kirchenzeitung" der Diözese. Grund für diese Diskrepanz ist seiner Meinung nach eine falsche Interpretation der Scheidungsziffern.

Ehen, die heute geschieden werden, dauerten tatsächlich nur rund zehn Jahre, so Sauer. Im Jahr 1970 aber beispielsweise sei die Scheidungsrate weit niedriger als heute, nämlich bei 22,4 Prozent gelegen. Daraus könne man ableiten, dass drei Viertel der damals geschlossenen Ehen - abgesehen von jenen, die durch den Tod auseinandergerissen wurden - nach wie vor bestehen.

"Die Statistiken zeichnen ein verzerrtes Bild", findet Sauer. Die aktuelle Zahl der Scheidungen würde immer nur mit der Zahl der Eheschließungen im Jahr der jeweiligen Hochzeit verglichen. Das sei aber keinesfalls ein Vergleich von aufrechten und geschiedenen Ehen insgesamt, führt er in seinem Artikel aus. Wolle man diesen anstellen, müsse man auch weiter zurückliegende Daten einbeziehen.

Sauer analysierte Daten der Statistik Austria nach den von ihm aufgestellten Gesichtspunkten neu. Er kam zu dem Ergebnis, dass der Bund fürs Leben in Oberösterreich im Durchschnitt 40 Jahre hält. Durch die höhere Lebenserwartung dauere eine Ehe heute länger als vor 100 Jahren. Das stelle auch höhere Anforderungen an die Beziehungspflege, so der Eheberater.
(Schluss) ver/km

APA0247 2007-11-07/11:29

071129 Nov 07

Dienstag, 6. November 2007

Nutzung embryonaler Stammzellen: Heiße Luft!

„3rd International Conference on Science and Ethics of Assisted Human Reproduction and Stem Cell Research“: Stargast Edwards (1978 präsentierte er der Weltöffentlichkeit das erste „Retorten-Baby“ Louise Brown) teilt frank und frei mit, was er von der therapeutischen Nutzung embryonaler Stammzellen hält – nämlich nichts.

Auszug aus: Das merkwürdige Verhalten gefechtsbereiter Forscher im Stammzellstreit,
Die Tagespost vom 06.11.2007, von Christian Poplutz

Edwards betonte wiederholt, bisher seien humane embryonale Stammzellen (hES) noch nie auf ihren therapeutischen Wert getestet worden; auch müsse man sehr vorsichtig sein, denn man wisse nie, was bei der Injektion von embryonalen Stammzellen in den Körper geschehe. Es gebe weltweit keinen einzigen Therapieansatz mit ihnen – und im übrigen glaube er, dass sich dieses Thema bald erledigt haben würde. „Wir bewegen uns weg von den embryonalen Stammzellen“, so Edwards: Schließlich seien die adulten Stammzellen des Nabelschnurbluts „sehr gut“, mit denen „schon 35 genetische Defekte geheilt“ worden seien. Auch die auf dem Kongress von Paolo de Coppi (Padua) vorgestellten pluripotenten Stammzellen aus dem Fruchtwasser seien sehr interessant. Es sei „wichtig, dass alle derzeit zur Therapie am Menschen benutzten Stammzellen nicht von Embryonen stammten“, unterstrich Edwards.
...
Edwards hingegen stellte eine ganz andere Forschungsagenda auf: „Wenn ich noch forschen würde und noch Studenten hätte, gälte meine erste Priorität dem Nabelschnurblut, dann den anderen adulten Stammzellen, und schließlich – was ich überhaupt für das beste hielte – den Selbstregenerationsmechanismen, die wir etwa beim Salamander beobachten. Embryonale Stammzellen würde ich höchstens einfrieren, um sie später einmal zu verwenden.“

Als Edwards sein Urteil über die fehlenden Therapiemöglichkeiten mit embryonalen Stammzellen auch im Plenum wiederholte und mehrfach in die Runde fragte: „Oder kennt hier jemand solche Therapien – ich kenne keine einzige?!“ und daraufhin mangels einer Antwort des Auditoriums konstatierte, hier gebe es „eine Menge heiße Luft“, platzte dem Göttinger Humangenetiker Wolfgang Engel der Kragen: Zwar hätten humane embryonale Stammzellen in der Tat noch keine Krankheiten geheilt, doch „this is science“ – hier gehe es also nur um die Wissenschaft.
...

Hier geht's zum Artikel in voller Länge:
http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=35887

Wohlfühlbegriff Christliche Werte definiert

Christliche Werte ist ein Wohlfühlbegriff, der freundliches, schläfriges Kopfnicken auslöst bei den vielen, die sich über seine Definition noch keine Gedanken gemacht haben. Hier eine kleine Definitionshilfe vom damaligen Kardinal Joseph Ratzinger:

Auszug aus: Lehrmäßige Note zu einigen Fragen über den Einsatz und das Verhalten der Katholiken im politischen Leben, Kongregation für die Glaubenslehre vom 24.11.2002.

In diesem Zusammenhang muß hinzugefügt werden, daß das gut gebildete christliche Gewissen niemandem gestattet, mit der eigenen Stimme die Umsetzung eines politischen Programms zu unterstützen, in dem die grundlegenden Inhalte des Glaubens und der Moral durch alternative oder diesen Inhalten widersprechende Vorschläge umgestoßen werden.
Weil der Glaube eine untrennbare Einheit bildet, ist es nicht möglich, auch nur einen seiner Inhalte herauszulösen, ohne der ganzen katholischen Lehre zu schaden. Der politische Einsatz für einen isolierten Aspekt der Soziallehre der Kirche würde der Verantwortung für das Gemeinwohl nicht gerecht.
Auch darf der Katholik nicht meinen, anderen die christliche Verpflichtung überlassen zu können, die ihm durch das Evangelium Jesu Christi zukommt, damit die Wahrheit über den Menschen und die Welt verkündet und verwirklicht werde.
Wenn die politische Tätigkeit mit moralischen Prinzipien konfrontiert wird, die keine Abweichungen, Ausnahmen oder Kompromisse irgendwelcher Art zulassen, dann ist der Einsatz der Katholiken deutlicher sichtbar und mit größerer Verantwortung verbunden. Geht es um diese grundlegenden, unaufgebbaren ethischen Forderungen, müssen die Gläubigen wissen, daß der Kern der moralischen Ordnung auf dem Spiel steht, der das Gesamtwohl der Person betrifft.
Dies ist der Fall bei den zivilen Gesetzen im Bereich der Abtreibung und der Euthanasie (nicht zu verwechseln mit dem Verzicht auf therapeutischen Übereifer, der - auch moralisch - erlaubt ist), die das vorrangige Recht des Menschen auf Leben von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende schützen müssen. In gleicher Weise ist an die Pflicht zu erinnern, die Rechte des menschlichen Embryos zu achten und zu verteidigen.
In analoger Weise muß der Schutz und die Förderung der Familie gewährleistet werden, die auf der mongamen Ehe zwischen Personen verschiedenen Geschlechts gründet und die in ihrer Einheit und Stabilität gegenüber den modernen Gesetzen über die Ehescheidung zu schützen ist. Andere Formen des Zusammenlebens können der Familie in keiner Weise rechtlich gleichgestellt werden noch als solche eine gesetzliche Anerkennung erhalten. Auch die Freiheit der Eltern in der Erziehung ihrer eigenen Kinder ist ein unaufgebbares Recht, das zudem von den internationalen Erklärungen der Menschenrechte anerkannt ist. In gleicher Weise muss an den sozialen Schutz der Minderjährigen und an die Befreiung der Opfer von den modernen Formen der Sklaverei (zum Beispiel der Droge oder der Ausnützung durch die Prostitution) gedacht werden.
Nicht fehlen darf in dieser Aufzählung das Recht auf Religionsfreiheit sowie die Entwicklung einer Wirtschaftsordnung, die im Dienst der Person und des Gemeinwohls steht und die soziale Gerechtigkeit und die Prinzipien der menschlichen Solidarität und der Subsidiarität beachtet, gemäß denen “die Rechte aller Personen, Familien und gesellschaftlichen Gruppen und deren Ausübung anerkannt werden sollen".
Schließlich ist unter diesen Beispielen das große Thema des Friedens zu nennen. Eine irenische und ideologische Sichtweise neigt manchmal dazu, den Wert des Friedens zu säkularisieren, während man sich in anderen Fällen mit einem zusammenfassenden ethischen Urteil begnügt und die Komplexität der in Frage stehenden Ursachen vergißt. Der Friede ist immer “das Werk der Gerechtigkeit und die Wirkung der Liebe". Er verlangt, daß Gewalt und Terrorismus radikal und absolut zurückgewiesen werden. Er fordert den beständigen und wachsamen Einsatz jener, die in der Politik Verantwortung tragen.

Der gesamte Text findet sich auf: http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_20021124_politica_ge.html

Montag, 15. Oktober 2007

"Kommentar der anderen" zu Eva Herman

Sehr lesenswerter "Kommentar der anderen" im Standard (12.10.):

Journalismus als Tribunal
Wie Eva Herman "Bei Kerner" das Bleiberecht verweigert wurde - Und warum das nicht un­be­dingt ein Grund zur Genugtuung ist - Von Sonja Dormann

http://derstandard.at/?url=/?id=3071215

Journalismus als Tribunal
Wie Eva Herman "Bei Kerner" das Bleiberecht verweigert wurde - Und warum das nicht un­be­dingt ein Grund zur Genugtuung ist - Von Sonja Dormann
Zwei Vorausschickungen: Erstens: Als Grünwählerin fühle ich mich politisch dem linksliberalen Spektrum zugehörig. Die "andere Seite" ist für mich keine diskutable Option, war nie eine, könnte nie eine sein. Zweitens: Eva Herman ist mir, aufgrund des Wenigen, das ich bis zu ihrem TV-Auftritt bei Kerner über sie wusste, durch und durch unsympathisch. Ihr Auftreten, das zynische Zucken um ihre Mundwinkel, die ständig ironisch spielenden Augenbrauen, verbessern meine Meinung kein bisschen.
Aber nicht sie ist das Problem der Gesprächsrunde.
Kerner ist bestimmt kein schlechter Moderator. Senta Berger ist bestimmt keine dumme Frau. Schreinemakers ist, so sagt die Einblendung, Diplom-Soziologin.
Der zurate gezogene Historiker wird sicherlich die Geschichte des Dritten Reiches eingehend und langjährig studiert und analysiert haben.
Mediale Hinrichtung
Und doch, dieses Zusammentreffen intelligenter, liberaler Menschen, scheint keinen anderen Zweck zu verfolgen, als einen als persona non grata befundenen Menschen medial hinzurichten. Man wirft Herman vor, ihren Standpunkt nicht zu verlassen (den man sie aber auch nie in Ruhe klarstellen lässt), bemerkt dabei aber gar nicht, dass der - ach so liberale! - Ausgangspunkt schon vor Gesprächsbeginn festgelegt war. Herman = böse, wir = gut, ergo: Auf sie mit Geschrei.
Ich korrigiere: Kerner ist sogar ein sehr schlechter Moderator. Er erntet Applaus für seine "couragierte" Entscheidung - aber was passiert wirklich? Kerner lässt sich von seiner persönlichen Einstellung, seiner Gesinnung bzw. seinen Sympathien und Antipathien derart leiten, dass keinerlei Widerspruch geduldet wird. Von vorne herein wird Herman - ohne Prozess und ohne Fürsprecher - als Schuldige behandelt. Nicht zu unrecht bekrittelt Herman, Kerner habe einen Historiker bestellt, der seine Position unterstützt, während es viele andere gäbe, die ihre Aussage, anstatt sie zu zerfetzen, relativieren würden, ohne dabei den Nationalsozialismus gutzuheißen.
Noch dazu bemerkt Kerner nicht, dass fast während des gesamten Gesprächs zwei völlig unzusammenhängende Themen durcheinandergemischt werden. Auf der einen Seite Hermans "NS-Sager", auf der anderen Seite die Inhalte ihrer Bücher zum Thema Frau und Familie. Der Strick, der "sich" daraus dreht, muss fast zwangsläufig jede konstruktive Diskussion im Keim erwürgen. Vier post-moderne liberale Emanzen beiderlei Geschlechts stürzen sich auf die unerwünschte Konservative und greifen sie abwechselnd ihrer Aussagen und ihres Wertesystems wegen an, im Irrglauben, beides sei ein und dieselbe Sache.
Schlimmer noch: Man hätte sie in diesem Rahmen, das vermittelt der Diskussionsverlauf nur allzu deutlich, auch ohne den kolportierten Verbal-Skandal so oder so ideologisch in der Luft zerrissen. Nach dem Motto: Liberal ist, was fortschrittlich ist. Und was fortschrittlich ist, bestimme ich. Gegenüber "konservativ" gescholtenen Werte (sei es Religion, seien es traditionelle Familienmodelle), gibt es in so einem Liberalismusverständnis wenig Toleranz, wenig Verständnis, wenig Freiraum. Persönliche Freiheit und individuelle Entfaltung, ja gerne, aber nur zu unseren Bedingungen!
Dass Eva Herman in Anbetracht dieser feindlichen Atmosphäre ein zunehmend unkooperativer Gast ist, verwundert kaum. Der Auftritt in Kerners Sendung hätte eine Möglichkeit sein können, ihr öffentliches Gesicht zu wahren oder wiederzuerlangen, oder sich klar zu positionieren. Die Chance dazu wurde ihr aber gar nicht erst zugestanden. Der Moderator entscheidet sich für die ihm angenehmeren Gäste, die mit der schwierigen Situation nicht zurecht kommen - Senta Berger droht, zu gehen, unter anderem weil sie Hermans Bücher nicht kennt und deshalb nicht mitreden kann (!) - und Herman wird des Saales verwiesen.
Zulässige Frage?
Möglich, dass der Aufschrei nach Hermans Aussagen gerechtfertigt war. Möglich, dass die Ex-Moderatorin tatsächlich mehr mit dem Nationalsozialismus verbindet als der Vorname. Möglich, dass Eva Herman wirklich nicht nur eine konservative Familienverfechterin, sondern eine Apologetin des Dritten Reichs ist. Ich weiß es nicht. Als Privatperson darf ich mir aber erlauben zu sagen: Mir ist das jetzt im Moment - in dem Moment, in dem ich über die eben bezeugte linke Gesprächskultur nachdenke - vorerst einmal ziemlich egal.
Denn selbst wenn es so wäre - und trotz alledem. Darf man, frage ich mich, als seriöser Journalist, als seriöser Fernsehmoderator, als seriöser Liberaler, eine Diskussion so führen, so entgleiten lassen, und so beenden? (DER STANDARD, Printausgabe, 12.10.2007)

Sonja Dormann ist serielle Grün-Wählerin, STANDARD-Leserin und Gelegenheits-TV-Kosumentin.

Freitag, 5. Oktober 2007

Ein familienfreundlicheres Steuersystem ...

... ist schon lange überfällig! Steuerfreies Existenzminimum für alle! Und wir Familien machen eh schon die Arbeit - vielleicht sollten wir nicht auch noch für alle zahlen müssen!?




Donnerstag, 13. September 2007

Reden des Papstes zum Anhören!

Die Reden des Papstes in Österreich waren äußerst gut überlegt, klar und spannend.
Ein (nochmaliges) Anhören kann ich sehr empfehlen!

Alle Reden finden sich als download auf:
http://www.papstbesuch.at/site/article_list.siteswift?do=all&c=gotosection&d=site%2Fde%2Fhome%2Faudio%2Freden

Montag, 10. September 2007

Wer ist jetzt wirklich in der Krise?

Auszüge aus einem Leitartikel von Dietmar Neuwirth in Die Presse am 10.9. zum Papstbesuch und die sich daran anschließenden politischen Debatten in den Medien

„Der Papst ist weg – die Ignoranz bleibt“

DIETMAR NEUWIRTH (Die Presse)

... Selten wurde offenbar, wie mechanisch, hohl, geistlos und abseits jeder Realität manchmal die sogenannte politische Debatte funktioniert. Euphemistisch gesagt: Wie sehr die Fähigkeit zur selektiven Wahrnehmung perfektioniert wurde. Deutlicher formuliert: Wie groß die Ignoranz und Intoleranz gegenüber allem ist, was dem Mainstream widerspricht. Wie gering das Unvermögen, zu hören, hinzuhören geworden ist.
Könnte es womöglich gar sein, dass sich weniger die katholische Kirche in einer Krise befindet als die heutige Gesellschaft insgesamt? Dass die langen Kolonnen von Minus-Zahlen in einschlägigen Kirchen-Statistiken auch als eine vielleicht schmerzhafte, aber insgesamt hilfreiche Abkehr von Quantität in Richtung Qualität zu lesen sind? Wenn das über Jahrhunderte christlich geprägte und sozialisierte Europa schon die Botschaft des Christentums so gar nicht mehr zu verstehen imstande ist, wie viel größer muss da das Nicht-Verstehen anderer Religionen wie beispielsweise des Islam sein?
Der Papst ist also seit gestern Abend zurück im Vatikan. Die 56 1/2 Stunden waren geprägt von vielen großen und kleinen Gesten, von der merkbaren Zuneigung dieses Papstes für Österreich und vor allem von seinem festen Willen, der kleiner gewordenen Herde Stärkung und Orientierung zu geben – und von großen Missverständnissen. Die katholische Kirche als mittlerweile manchmal völlig allein gelassener Verteidiger humanitärer und europäischer Werte wird ob ihres Einsatzes nicht nur nicht mehr gewürdigt, sondern auch bei noch so großem Bemühen der Amtsträger auch kaum verstanden. Man darf um die Zukunft des Kontinents getrost besorgt sein.

Zum Volltext: http://www.diepresse.com/home/meinung/kommentare/leitartikel/328914/index.do

Samstag, 25. August 2007

Antigone

Im Sommer hat man ja bekanntlich Zeit, Bücher zu lesen bzw. nochmals durchzublättern. Da haben mich wieder einige Worte aus Antigones Mund sehr bewegt.

So sagt das junge Mädchen bei Sophokles dem König Kreon ins Gesicht:

„Ich denke nicht, dass Du, ein sterblicher Mann, mit einem Atemzug die
unveränderlichen und ungeschriebenen Gesetze des Himmels aufheben und
überstimmen könntest. Denn diese Gesetze sind nicht heute oder gestern
geboren, sondern sie leben ewig, .... Ich, die ich keines Sterblichen Miene
fürchte, war nicht geneigt, diese Gesetze zu übertreten und so den Zorn des
Himmels herabzurufen."

Und in Anouilhs Version sagt sie zu ihm:

"Pauvre Créon! Avec mes ongles cases et pleins e terre et les bleus
que tes gardes m’ont faits aux bras, avec ma peur qui me tord le ventre, moi
je suis reine."

Sie spricht direkt ins Herz - und ist außerdem seit über 2500 Jahren brandaktuell.

PS: Aus dem Prolog von Anouilhs Antigone: "C’est Eurydice, la femme de Créon. Elle tricotera pendant toute la tragédie jusqu’à ce que son tour vienne de se lever et de mourir."
:-)

Mittwoch, 4. Juli 2007

Buchtipp!

Ich bin schwer beeindruckt von Norbert Bolz' "Helden der Familie"

http://www.amazon.de/Die-Helden-Familie-Norbert-Bolz/dp/3770543300

Bin noch nicht ganz fertig damit, kann es aber jetzt schon wärmstens empfehlen. Da steht mal was ganz Neues - und dennoch Selbstverständliches drinnen.

Achtung: Das Christentum hat er leider völlig mißverstanden (insb. ab S. 73). Das tut dem Rest aber keinen Abstrich!

Faszinierende Bilder...

... von ungeborenen Kindern finden sich in dieser YouTube Fotosequenz, abgesehen von ein paar amerikanisches cheesy Schnitzern.

http://youtube.com/watch?v=fyFrGbAvfHc

Donnerstag, 7. Juni 2007

SN: Zulehner verteidigt Kothgasser in Leserbrief

Leserbrief in den Salzburger Nachrichten vom ersten Juni 2007 von Dr. Paul Zulehner über die Verweigerung von Erzbischof Dr. Alois Kothgasser, eine Ehrung aus den Händen von LH Gabi Burgstaller entgegenzunehmen, weil diese sich vehement für die Abtreibung einsetzt.

Erzbischof – letzter Sozialist?

Die Position, die EB Kothgasser vertritt, ist weit sozialistischer als jene von Landeshauptfrau Burgstaller und ihrer SPÖ.

Für die Schwachen einzutreten ist sozialistisch: Der Erzbischof steht vorab für das schwächste Glied im Überlebenskonflikt, das Kind.

Dessen Menschenleben ist unantastbar, unabhängig von irrationalen Fristen (wie drei Monate, für die es wirklich keine wissenschaftlichen Argumente gibt).

Zu den Schwächeren gehört sodann die Frau in der Konfliktschwangerschaft. Sie ist, wenn sie eine Abtreibung erwägt, in einer schwerstwiegenden Position. Nach einer internationalen Studie treiben Frauen ab,

✩ wenn sie die zeugenden Männer (nur ein kleiner Teil von ihnen sind Ehemänner) im Stich lassen;

✩ wenn und weil ein weiteres Kind ein Armutsrisiko ist;

✩ wenn das Kind die berufliche Karriere beeinträchtigt.

Sozialistisch wäre, den strukturellen und nicht bloß den akuten Druck von den Frauen zu nehmen. Dazu brauchte es:

✩ eine qualitätsgesicherte Beratung: Die Kirche fordert sie schon seit der Einführung des Straffreiheitsgesetzes, aus dem inzwischen leider schleichend ein Abtreibungsrechtfertigungsgesetz geworden ist. Qualitätsgesicherte Beratung für Frauen mehrt deren Entscheidungsfreiheit und könnte viele auch davor bewahren, sich teure postabortive seelische Traumata zuzuziehen.

✩ Dazu brauchte es eine wirksame Männerpolitik, die es Männern möglich macht, neue Väter zu sein.

✩ Erforderlich wäre eine Familienpolitik, die die Gedeiharbeit mit Kindern gesellschaftlich attraktiv macht und finanziell honoriert.

✩ Schließlich wäre unabdingbar eine Arbeitsplatzpolitik, die Männer und Frauen nicht benachteiligt, wenn sie Kinder bekommen und großziehen wollen.

Ohne solche kinder- wie elternfreundliche Verhältnisse von einer freien Entscheidung der Frauen zu reden, ist unhaltbar. Gesellschaftspolitische Förderung der Entscheidungsfreiheit von Frauen wäre hingegen konsequente Frauenfreundlichkeit. Statt nun solche Verhältnisse engagiert zu verändern, was eben sozialistisch wäre, wird der leichteste Weg gewählt: das Kind wird getötet.

Statt die sozialen Probleme zu beseitigen, wird unsozial das Kind beseitigt. Das ist die billigste und zudem völlig liberalistische Lösung: also genau das Gegenteil von sozialistisch.

Offenbar ist – in Abwandlung eines Nenning-Zitats über Johannes Paul II. – der Erzbischof in Salzburg der letzte Sozialist.

Paul M. Zulehner

1130 Wien

Dienstag, 5. Juni 2007

Was heißt Lebensfähigkeit?

Komikfigur 'Umbert der Ungeborene' ärgert sich: Wenn sein Lebensrecht von 'unabhängiger Lebensfähigkeit' abhinge... wer hätte dann eigentlich ein Recht auf Leben??

Was Relativismus bedeutet

Gutes aus Schweden

"Es müsste viel mehr, viel öfter und mit lauterer Stimme gesagt werden, dass wir in unseren Kindern einen Reichtum und ein Glück haben, die mit nichts anderem vergleichbar sind."
Anna Wahlgren, Schwedens Kinderexpertin Nr. 1

Publikation: Anna Wahlgren, "Kleine Kinder brauchen uns", Beltz, 2006.
ISBN 3-407-85777-2

Montag, 14. Mai 2007

The twist of the wrist changes the universe (II)

The twist of the wrist changes the universe (I)


Ob wir das menschliche Leben empfangen, annehmen und als Geschenk sehen, oder ob wir es 'nehmen', zusammenbasteln, festlegen wie es uns paßt, ist der Unterschied zwischen einer Kultur des Lebens und einer Kultur des Todes.

Donnerstag, 3. Mai 2007

Wahrheit und System

“There are no terms whatsoever in which living within the lie can coexist with living within the truth, and therefore everyone who steps out of the line denies the system in principle and threatens it in its entirety.”

Vaclav Havel


Kein Wunder, dass so bestimmt dagegen vorgegangen wird.

Donnerstag, 26. April 2007

Moretti: Platz haben für das Welke

Auf der Internationalen Hartheim Konferenz "Sinn und Schuldigkeit. Fragen zum Lebensende" (www.schloss-hartheim.at), die ich mit-organisiert habe, hielt Tobias Moretti am 21.4. ein Impulsreferat.

Ich muss zugegeben: Es war eines der beeindruckensten Referate, die ich je gehört habe. Ich empfehle sehr, es zu lesen!

http://www.schloss-hartheim.at/index.asp?Seite=559#moretti

bzw.

http://www.schloss-hartheim.at/redsyspix/download/Moretti_Text_transkribiert.pdf

Mittwoch, 18. April 2007

Fortschritt

"Die vernünftigen Menschen passen sich der Welt an; die unvernünftigen versuchen, sie zu verändern. Deshalb hängt aller Fortschritt von den Unvernünftigen ab."
G. B. Shaw

Montag, 2. April 2007

NER: 99,6%ig!

Natürliche Empfängnisregelung:
Nur eine von 250 Frauen ungewollt schwanger


Der gesamte Artikel auf: http://www.orf.at/070328-10665/index.html

Frauenärztin Frank-Herrmann: "Das Aufwendige an dieser Methode ist die Lernphase. "Mit natürlicher Familienplanung können Frauen einer Studie zufolge so sicher verhüten wie mit der Pille. Bei richtiger Anwendung der symptothermalen Methode werde nur eine von 250 Frauen im Jahr ungewollt schwanger.

Das gilt natürlich nur, "wenn die Anwender an den fruchtbaren Tagen keinen ungeschützten Verkehr haben", sagt die Frauenärztin Petra Frank-Herrmann von der Universitätsklinik Heidelberg. Die Untersuchung ist in der Februar-Ausgabe des Fachjournals "Human Reproduction" erschienen.


20 Jahre lang Daten erhoben
Die Studie basiert auf Daten zu Zyklen und Sexualverhalten von 900 Teilnehmerinnen, die in der Zeit von 1985 bis 2005 erhoben wurden. 322 Frauen wendeten ausschließlich die symptothermale Methode an, 509 nahmen an ihren fruchtbaren Tagen zusätzliche Verhütungsmittel. 69 Frauen machten keine Angaben zu ihrem Sexualverhalten.


Wenn die Teilnehmerinnen mit der natürlichen Methode verhüteten und während der fruchtbaren Zeit keinen Sex hatten, lag die Rate für eine ungewollte Schwangerschaft bei 0,4 pro 100 Frauen. Bei den Frauen, die an den fruchtbaren Tagen Sex hatten und dabei zusätzliche Verhütungsmittel verwendeten, stieg die Rate auf 0,6.

Freitag, 30. März 2007

Nur die BBC?

Yes, we are biased on religion and politics, admit BBC executives
By PAUL REVOIR

BBC executives have been forced to admit what critics have known for years - that the corporation is institutionally biased.

The revelation came after details of an 'impartiality' summit called by its chairman, Michael Grade, were leaked.

Senior figures admitted that the BBC is guilty of promoting Left-wing views and an anti-Christian sentiment.
...

http://www.mailonsunday.co.uk/pages/live/articles/news/news.html?in_article_id=411977&in_page_id=1770

KGB hinter dem Rufmord an Pius XII

Kirche: "Tote können sich nicht verteidigen"

21.02.2007 | 18:08 | ANNE-CATHERINE SIMON (Die Presse)

Stand der KGB hinter dem Rufmord an Pius XII.? Die deutschen Medien schweigen zum Vorwurf.

Nach dem Krieg galt er als der Papst, der half. Der im besetzten Rom Klöster und Pfarren für verfolgte Juden öffnen ließ, durch seine Vermittlung über die päpstlichen Nuntiaturen in diversen Ländern die Deportation abertausender Juden verhinderte, unzähligen von ihnen mit gewaltigen Summen zur Flucht verhalf. Der römische Großrabbiner Israel Zolli konvertierte aus Dankbarkeit und ließ sich auf den Vornamen des Papstes Eugenio taufen. 94 jüdische Musiker aus 14 Ländern spielten in Rom für Pius XII. Beethovens Neunte, aus Dankbarkeit für sein „großartiges humanitäres Werk“. Und der palästinensische Großrabbiner schrieb ihm: „So Gott will, wird die Nachwelt sich erinnern, dass, als alles dunkel war für unser Volk, Seine Heiligkeit ein Licht der Hoffnung für sie anzündete.“



„Operation Seat 12“

Es kam ganz anders. 1963 führte der damals 32-jährige gelernte Buchhändler Rolf Hochhuth einen neuen Papst vor: eiskalt, berechnend, feig. Pius XII. habe aus Eigennutz den „Aufschrei zu Auschwitz“ unterlassen, so die Anklage seines Stücks „Der Stellvertreter“. Der Darsteller des Papstes, sah Hochhuth vor, sollte gleichzeitig einen Rüstungsindustriellen spielen. Hochhuth berief sich auf „beweisbare Fakten“ und eigene Recherchen, deren Ergebnisse er in einem umfassenden Anhang zum Stücktext präsentierte. Der legendäre kommunistische Theatermann Erwin Piscator brachte das 400-Seiten-Stück in einer Kurzversion auf die Bühne, und so wanderte der neue Papst um die Welt: auf die Bühnen von 26 Ländern, in den Schulunterricht, schließlich auch auf die Leinwand (in Constantin Costa-Gavras' Verfilmung „Der Stellvertreter“ von 2002). 18 Jahre nach Kriegsende, fünf Jahre nach seinem Tod war Papst Pius XII. plötzlich nicht mehr der Papst, der half – er war der Papst, der schwieg.

Heute schweigt das deutsche Feuilleton. Und dieses Nicht-Stattfinden einer Debatte, wie es seit drei Wochen stattfindet, ist vielleicht aufschlussreicher als jede Debatte. In der Jänner-Ausgabe des neokonservativen US-Magazins „National Review“ erzählte Ioan Mihai Pacepa, ehemaliger rumänischer Securitate-General und der höchstrangige jemals in die USA übergelaufene Geheimdienstmitarbeiter des früheren „Ostblocks“, unter dem Titel „Moskaus Anschlag auf den Vatikan“ eine „Geschichte, die nie zuvor erzählt wurde“.

Von 1960 bis 1962 habe er als rumänischer Verbindungsmann in einer KGB-Operation namens „Seat 12“ gedient, schreibt Pacepa. Deren Ziel sei es gewesen, die moralische Autorität des Vatikans in Westeuropa zu untergraben. Nach dem Motto „Tote können sich nicht verteidigen“ sollte Pius XII. als „kalter Nazi-Sympathisant“ porträtiert werden. Dafür sollten Akten aus dem Vatikan „leicht verändert“ und „ins rechte Licht gerückt“ geeigneten Personen im Westen in die Hände gespielt werden. Unter einem Vorwand habe man daher um Zugang zu den Vatikanischen Archiven ersucht und bis 1962 hunderte Fotografien von Dokumenten hinausgeschleust, freilich nichts wirklich Belastendes gefunden. 1963 dann habe der damalige Chef der KGB-Propagandaabteilung, Ivan Agayants, ihm berichtet, dass die Operation „Seat 12“ sich erfolgreich in einem Theaterstück namens „Der Stellvertreter“ niedergeschlagen habe.

Verbirgt sich hier „einer der größten Skandale seit 1945“, wie es der CSU-Abgeordnete Norbert Geis formulierte, der Hochhuth öffentlich zu einer Erklärung aufforderte?



Schweigt Deutschland aus Scham?

Das deutsche Feuilleton, sonst so debattenfreudig, griff die Frage nicht auf. Seit einem lakonischen Kommentar Rolf Hochhuths („vollkommen idiotisch“), der sich auch, wie er der „Presse“ sagte, „gemobbt“ und als Opfer einer „Verleumdung“ fühlt, liegt Schweigen über dem Thema. Einzig die „Tagespost“ wunderte sich Mitte Februar über den ausgebliebenen „Aufschrei der Feuilletonisten“ – und über die Begründung des Rowohlt Verlages, warum man sich zu den Vorwürfen nicht äußern wolle: „Dieses Stück ist ja inzwischen in den Kanon der wichtigsten deutschen Dramen des 20. Jahrhunderts aufgenommen und nun schon mehr als 40 Jahre alt.“

Ist es das Schweigen der Scham? Weil hier an eine Kampagne erinnert wird, die mit der Wirklichkeit des Zweiten Weltkriegs wenig, mit der damaligen Gegenwart umso mehr zu tun hatte? Alle maßgeblichen Medien stimmten in die plötzliche Erkenntnis der Ungeheuerlichkeit des päpstlichen „Schweigens zu Auschwitz“ ein, unbeirrt von den Protesten protestantischer Bischöfe oder des jüdischen Gelehrten Pinchas Lapide, der errechnete, dass Pius XII. mindestens 700.000 Juden das Leben gerettet hätte.

Auch der Einwand von Kardinal Montini, dem späteren Papst Paul VI., verhallte: Ein Aufschrei von Pius XII. „hätte zu derartigen Zerstörungen geführt“, dass Hochhuth ein anderes Drama schreiben hätte können: „Das Drama des ,Stellvertreters‘, dem wegen politischen Exhibitionismus oder psychologischer Unachtsamkeit die Schuld zufallen würde, eine noch viel weitere Zerstörung ausgelöst zu haben, weniger zum eigenen Schaden als zum Schaden unzähliger unschuldiger Opfer.“



Prädestiniert zum Blitzableiter

Kein Katholik, sondern ein Atheist und Pazifist, Paul Rassinier, analysierte 1966 im Buch „Operation Stellvertreter“, was den Papst zum Blitzableiter einer sich schuldig fühlenden Welt prädestinierte. Nicht nur, dass die Anklage eine im Vergleich zur katholischen in der NS-Zeit viel willfährigere protestantische Kirche entlastete; auch auf der Seite der ehemaligen Alliierten waren viele unzufrieden mit Pius XII.: weil er gegen den Krieg an sich gekämpft und dessen Gräuel auf allen Seiten verdammte.

Übrig geblieben ist vom „Streitfall Stellvertreter“ eine müßige „Was wäre gewesen, wenn?“-Spekulation: Hätte der Papst im Detail etwas besser machen können, überschätzte er die Bedeutung der Diplomatie, hätte er mit mehr Risiko mehr gerettet oder zerstört? Aber selbst die längst erfolgte historische Rehabilitierung vermochte bis heute, bald 50 Jahre nach dem Tod von Pius XII., nicht das Bild des „verbrecherischen“ Papstes auszuradieren. Denn Rufmorde sind zwar viel harmloser als wirkliche Morde – aber fast ebenso unwiderruflich.

Inline Flex[Faktbox] PIUS XII.UND DEUTSCHLAND

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2007)

Guter Beitrag zur Kinderbetreuung

Kinder bereiten viel Freude
BARBARA DÖRNER (Die Presse)

http://www.diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/293653/index.do

Es bedarf einer Wende in der Familienpolitik mit einem Bekenntnis zur intakten Familie als unabdingbaren Faktor für eine stabile Gesellschaft.

Die Diskussion um Kinderbetreuungsplätze greift derzeit viel zu kurz. Es geht nicht primär um die Quantität, sondern vor allem um die Qualität der Kinderbetreuung. Dabei muss das Wohl des Kindes im Mittelpunkt stehen, und nicht die Anforderungen des Arbeitsmarktes und parteipolitische Ideologie.

Hinsichtlich der Qualität muss man die Größe einer Kindergruppe, die Altersstruktur, die Konstanz der Bezugsperson, individuelle Betreuungsformen wie Tagesmütter und private Kindergruppen berücksichtigen. All diese Angebote gibt es bereits, und sie werden von den Eltern gerne angenommen. In der derzeitigen Debatte gewinnt man den Eindruck, als gäbe es nur Kinderkrippen und sonst gar nichts. Es ist nicht jedes Kind gleich, es ist nicht jede Lebenssituation gleich!

Und es wird auch zu wenig berücksichtigt, dass viele Mütter (und auch Väter, sofern der Arbeitgeber dies überhaupt zulässt) äußerst gerne in den ersten Jahren bei ihrem Kind bleiben (würden). Der hohe Prozentsatz jener, die den vollen Rahmen des Kindergeld-Bezuges ausschöpfen, zeigt, dass es der überwiegende Wunsch von Eltern ist, in den ersten drei Lebensjahren ihr Kind selbst bzw. überwiegend selbst zu betreuen.



Absurd und unbegreiflich
Dass nun manche Politikerinnen die Hände zusammenschlagen und meinen, wie schrecklich dies sein, ist absurd und unbegreiflich. Es ist keineswegs die Aufgabe der Politik, Lebensentwürfe für die Bürger festzulegen. Vielmehr soll Politik Rahmenbedingungen schaffen, die echte Wahlfreiheit ermöglichen. Dazu gehört nicht nur, entsprechend den Wünschen der Eltern Kinderbetreuungsplätze bereitzustellen. Es muss auch möglich sein, dass Mütter oder Väter zumindest in den ersten Jahren ihr Kind selbst betreuen können, ohne ein unverantwortbares ökonomisches Risiko einzugehen.

Das geht etwa in Form eines Erziehungsgeldes (für Mütter und Väter) auf eine bestimmte Zeit, das sozialrechtlich und versicherungsrechtlich wie ein Gehalt konstruiert ist, entweder in fixer Höhe oder äquivalent zum Arbeitslosengeld 80 Prozent des Letztbezuges. So besteht die Möglichkeit, dass Mutter und Vater sich die Karenzzeit teilen können und auch mehr Väter in Karenz gehen werden, sodass Arbeitgeber das „Risiko Kind“ auch bei Männern in Betracht ziehen müssen.

Neben der vollen sozialrechtlichen und weitgehend ökonomischen Absicherung braucht es auch mehr Bemühen um unproblematischen Wiedereinstieg, Wiedereinstieg auf denselben oder gleichwertigen Posten. Wenn bereits eine kurze Unterbrechung der Erwerbslaufbahn den völligen Verlust des Anschlusses im Beruf bedeutet, werden sich vor allem immer weniger Akademikerinnen entscheiden, eine Familie zu gründen. Es genügt nicht, ein wenig das Rädchen zu drehen, sondern es bedarf einer radikalen Wende in der Familienpolitik mit einem absoluten Bekenntnis zum zentralen Wert intakter Familien als unabdingbaren Faktor für eine stabile Gesellschaft.



Geldleistungen reichen nicht aus
Durch Geldleistungen des Staates allein wird die sinkende Geburtenrate nicht positiv verändert werden. Dazu bedarf es einer grundsätzlichen und spürbaren Haltungsänderung gegenüber Kindern und Familien und ein Maßnahmenbündel zur Unterstützung von Familien. Kinder dürfen zudem nicht weiterhin von der etablierten Generation missbräuchlich lediglich als künftige Steuer- und Pensionszahler oder von der Werbebranche gar als mögliche Generationenvertragsverweigerer gesehen werden. Kinder sind ein absoluter Wert per se und bereiten viel Freude!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2007)

Brave new world

Freitag, 5. Jänner 2007

Drängende Probleme



Wie ich sehe hat sich die Wiener SPÖ nach Nikolaus und Krampus einem weiteren drängenden Problem zugewandt.

Mittwoch, 3. Jänner 2007

Altes chinesisches Sprichwort

"Die Wahrheit geht unter, aber sie ertrinkt nicht."

Gender Mainstreaming im Spiegel

Ein gutes neues Jahr wünscht Gudrun Kugler!

Und mit diesem Artikel fängt es auch schon spannend an:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,457053,00.html


Der neue Mensch

Der Nationalpark Eifel ist ein schöner Flecken Erde zwischen Bonn und Aachen. Lichte Buchenwälder wechseln sich ab mit duftenden Heidewiesen. Es ist ein Ort, an dem alle Menschen gleichermaßen Ruhe und Erholung finden, Männer wie Frauen; ein Ort, so möchte man meinen, wo der Geschlechterkampf pausiert.

Das Umweltministerium Nordrhein-Westfalen traute dem Frieden nicht und schickte ein Expertenteam los, eine Soziologin, eine promovierte Ökotrophologin, sie hatten einen wichtigen Auftrag: "Gender Mainstreaming im Nationalpark Eifel - Entwicklung von Umsetzungsinstrumenten". Das klingt kompliziert, aber dahinter stand die Überzeugung, dass Sexismus nicht vor den Grenzen eines Naturschutzgebiets haltmacht.

Nach elf Monaten Arbeit legte das Forscherteam einen 67-seitigen Abschlussbericht vor. Es empfahl zum Beispiel, Bilder von der Hirschbrunft möglichst aus Werbebroschüren zu streichen, denn so etwas fördere "stereotype Geschlechterrollen". Die Landesregierung überwies 27 000 Euro für die Studie.

Weiter auf: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,457053,00.html